
Projekt-Hintergrund
Nachdem im Stadtteil Benrath-Paulsmühle am 27. Januar 2022 auf Ratsbeschluss der Stadt Düsseldorf eine Straße nach der jüdischen Verlegerin und Mitgründerin der „Jüdischen Allgemeinen Zeitung“, Lilli Marx, benannt wurde, soll nun auch ein Ausstellungsraum zum Leben und Wirken dieser bedeutenden jüdischen Persönlichkeit der Nachkriegszeit in Deutschland im nahegelegenen Bürgerhaus Benrath an der Telleringstr. 56 eingerichtet werden.
Ein Förderkreis, zu dem als Unterstützer des geplanten Projekts die Heimatgemeinschaft Groß-Benrath mit ihrem Heimatarchiv-Leiter Wolfgang D. Sauer sowie die Past-Präsidentin des Düsseldorfer Clubs der Soroptimistinnen International Dr. Hanne von Schaumann-Werder zählen, erstellt zurzeit ein Ausstellungskonzept, das bis zum 27.01.2025, dem 104. Geburtstag von Lilli Marx, umgesetzt werden soll. Der Förderkreis wird von der Stadt Düsseldorf beraten und begleitet. Ein externes Expertenteam berät inhaltlich und gestalterisch und unterstützt bei der Realisierung.
Zielgruppe des Vorhabens sind vor allem Schülerinnen und Schüler der Düsseldorfer Schulen, die mittels eines interaktiven museumspädagogischen Konzepts an die zentralen Themen und Inhalte der Ausstellung herangeführt und darüber hinaus an ihrer Gestaltung mitbeteiligt werden sollen.
Die Kernthemen werden selbstständig von ihnen unter Anleitung von Lehrkräften und mit externem Support erarbeitet und beleuchtet. Die von den Schülergruppen geschaffenen Ausstellungsexponate können später ständige oder temporäre Bestandteile der Ausstellung werden.
Das vorliegende Gestaltungskonzept für den Ausstellungsraum wurde bereits entwickelt und vorgestellt. Es berücksichtigt die Zielgruppe und räumlichen Gegenbenheiten.
Mehrere Schulen des Düsseldorfer Südens haben ihre Teilnahme am Projekt bereits zugesagt, darunter das Schloßgymnasium Benrath, die Gemeinschaftshauptschule Benrath, das Gymnasium Koblenzer Straße, die Gesamtschule Stettiner Straße, das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium, die Alfred-Herrhausen-Schule und die LVR-Karl-Tietenberg-Schule.
Weitere Einladungen von Düsseldorfer Schulen werden in Kürze noch folgen.
(Stand: 14.10.2023)
Politische und soziale Notwendigkeit
Im Rahmen der geschichtlichen und politischen Bildung in den Schulen wird die Ausstellung nicht zuletzt auch aufgrund der vorgesehenen schulischen Mitwirkung und Mitgestaltung einen wirksamen und nachhaltigen Beitrag leisten zur Bekämpfung von politischem Antisemitismus und noch vorhandenen antisemitischen Ressentiments und Vorurteilen innerhalb der Zivilgesellschaft.
Der Lilli-Marx-Raum ist offen für Besucher allen Alters und wird inhaltlich und pädagogisch nach der Eröffnung kontinuierlich betreut und durch neu produzierte Exponate regelmäßig aktualisiert.
Im Lilli-Marx-Initiativ-Kreis wirken und wirkten ehrenamtlich mit:
Peter Beuser, Schulpädagogik, Beratung
Dr. Christoph Danelzik-Brüggemann, Stadtmuseum Düsseldorf
Ines Hümmerich, Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath e.V.
Nils Kemmerling, Künstler und Designer, Leitung Junge Filmwerkstatt Düsseldorf
Mischa Kuball, Konzeptkünstler
Peter Labouvie, Leitung des Initiativkreises
Dr. Christoph Laugs, Historiker
Isabel Lehmkühler, Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium
Hannelore Prumbaum, Stellvertretende Vorsitzende der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath e.V.
Werner Prumbaum, Heimatgemeinschaft Groß-Benrath e.V.
Wolfgang D. Sauer, Leiter des Heimatarchivs Benrath der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath e.V.
Dr. Hanne von Schaumann-Werder, Past-Präsidentin Soroptimist International Deutschland und Club Düsseldorf
Peter Schneider, Schatzmeister und Vorstandsmitglied der Heimatgemeinschaft Groß-Benrath e.V.
Michael Szentei-Heise, Jüdische Gemeinde Düsseldorf
Ausstellungsgestaltung und Realisation:
Atelier Nils Kemmerling und Richard Masthoff (Masthoff Architektur)
Gefördert und finanziert von:
Prof. Günther Uecker
Galerie Till Breckner




Ausstellungskonzept
KERNTHEMEN DER AUSSTELLUNG
1 Jüdisches Leben in Deutschland vor 1945
2 Jüdisches Leben in Deutschland nach 1945
3 Lilli Marx und die Geschichte der Jüdischen Allgemeinen Zeitung
4 Lilli Marx als Feministin und Soroptimistin
5 freie Bereiche zum Ausstellen (Bilderwand, Medieneinheiten, Sockel) – frei bespielbar und frei positionierbar
Raumbeschreibung
Das Key-Exponat des Ausstellungsraums ist eine zeitlich passende historische Druck-Presse – stellvertretend für das Leben und Arbeiten von Lilli Marx und ihrem Mann Karl Marx als Verleger. Auf der Eingangs-Wandflächen sind Bild-Texttafeln montiert, die als „Basis-Ausstellung“ das Leben und Werk von Lilli Marx thematisieren und die vier Hauptthemenbereiche inhaltlich mit entsprechenden Basisinformationen abbilden.
Modulare Ausstellungsmöbel (Tische, Hocker, Sockel) und abgehangene Videoscreens sind im Raum platziert und laden ein diese neu zu gruppieren.
Transportkisten dienen als Objektsockel und als Transport- und Werbemodul zwischen Schule und Ausstellungsraum, während eine Hörstation und ein Touch-Screen-Tisch zum rezipieren, entdecken und recherchieren einladen.
Im hinteren Bereich des Raums dominiert eine Video-Großprojektion (nutzbar als „Auditorium“) und die lange Seitenwand (mit blauen Korkplatten beklebt) dient als Präsentationsfläche für leichte Papierarbeiten.
PÄDAGOGISCHES SCHULKONZEPT
Die Lilli-Marx-Ausstellung wendet sich schwerpunktmäßig an die Düsseldorfer Schulen als Zielgruppe. Dabei soll der Bezug zu den Schulen ein mehrfacher sein:
Zum einen soll schulischen Besuchergruppen aus Düsseldorf und ggf. auch darüber hinaus regelmäßig Gelegenheit gegeben werden, die Ausstellung zu besuchen und deren Inhalte interaktiv zu erkunden. Das bedeutet, dass die Ausstellungsinhalte u.a. in einer Weise präsentiert werden, die – neben einer Führung durch die Ausstellung – auch individuelle Zugänge zu den Inhalten ermöglicht, z.B. durch einzelne Aufrufe von Filmsequenzen oder Podcasts, Selbsterkundungen von Büchern, Zeitungen sowie weiteren bereitgestellten Informationsmaterialien, Besuch einer Ausstellungs-Website und der dort eingestellten Inhalte sowie Schreiben von eigenen Kommentaren und Stellungnahmen zur Ausstellung bzw. zu deren Inhalten und Themen etc.
Ferner sollen auf Wunsch der Schulen auch reguläre Unterrichtsstunden durch begleitende Lehrkräfte, z.B. u.a. in den Fächern Kunst, Geschichte, Politik und Sozialwissenschaften, im Ausstellungsraum erteilt werden können.
Zum anderen sollen Schulklassen oder schulische Arbeitsgemeinschaften auch an der Entwicklung sowie der Gestaltung von Ausstellungsinhalten aktiv beteiligt werden. Rezeption, Produktion und Präsentieren stehen hierbei im Vordergrund.
Das bedeutet, dass sie zu einem selbst gewählten Ausstellungsthema unter Anleitung ihrer Lehrkräfte und mit entsprechendem Support durch den Förderkreis und externe Experten Ausstellungsinhalte bzw. -exponate in den verschiedensten Formaten entwickeln, erarbeiten und selbstständig gestalten, kuratieren und im Idealfall in der eigenen Schule zunächst im Rahmen einer Schulausstellung präsentieren.
Ausgewählte Exponate werden in den jeweiligen Ausstellungen gezeigt und werden zudem in Text, Bild und Ton in ihrer Gesamtheit auf der Lilli-Marx-Projekt-Website präsentiert.
Als besonderes Highlight ist der Druck von Text- und Bildmaterial durch die im Ausstellungssraum befindliche Druckpresse aus dem Jahr 1905, die mit Hilfe eines Tretwerks durch die Schüler:innen selbst mechanisch betrieben werden kann, unter Anleitung dort möglich.
Durch die Einrichtung des Ausstellungsraums mit flexiblen und veränderbaren Ausstellungsmodulen wird einer schulischen Nutzung und einer schulischen Mitwirkung bei den Inhalten und der Gestaltung der Ausstellung entsprechend Rechnung getragen.